BGH-News 29.04.2015
Woran erkennt man eigentlich einen Ultra? Sorry, diese Frage soll jetzt keinesfalls ins Lächerliche abdriften und wir wollen jetzt auch keine Email-Einsendungen á la „New Balance“-Schuhe, Gürteltasche oder grimmiger Gesichtsausdruck erhalten. Dafür ist die Frage leider viel zu ernst.
Tatort Metronom: Am vergangenen Wochenende treffen der SV Werder Bremen und der Hamburger SV zum Nordderby aufeinander. Viele Fans des Hamburger SV reisen mit dem Zug an, die Privatbahn des Metronom verbindet die beiden Hansestädte. Im Zug kommt es, das soll auch gar nicht bestritten werden, zu sinnlosem Vandalismus. Denn es sollte außer Frage stehen, dass das mutwillige Beschädigen von Zugeinrichtungen nicht gerade zu dem zählt, womit sich Fußballfans in der Republik beliebt machen. Dennoch ist auch dies kein allzu neues Verhalten und eigentlich reist die Polizei gerade bei brisanten Spielen und Zügen mit, um derartige Vorgänge zu unterbinden. Das ist offenbar dieses Mal nicht geschehen.
Der Metronom geht nun in die Offensive: Die Eisenbahngesellschaft droht Fans mit einem generellen Beförderungsverbot, was auf Deutsch so viel heißt, wie: Sie werden, droht vermeintlich Gefahr oder Vandalismus, am Bahnhof stehengelassen. Konkret soll es „die Ultras“ treffen, die immer wieder für Fehlverhalten verantwortlich sein sollen. Doch damit wird es spannend.
Dass eine Eisenbahngesellschaft mutwilligen Vandalismus nicht tolerieren will, ist nur zu verständlich. Doch wie genau soll diese Reaktion nun umgesetzt werden? Möchten Metronom-Schaffner wirklich Fußballfans am Bahnsteig stehen lassen und damit zwangsläufig auch diejenigen Fans bestrafen, die für das Verhalten einzelner nichts können (Stichwort Sippenhaft)? Ist es nicht unverantwortlich, eventuell minderjährige Fans, die sich nichts zuschulden haben lassen, irgendwo in der Pampa um ihr Beförderungsrecht zu bringen? Angeblich steht sogar die Absage von ganzen Zügen im Gespräch, sollten sich hier größere Fanmassen ankündigen. Das würde dann auch normale Reisende treffen – und die können ja nun wirklich gar nichts für das Verhalten einzelner Fans. Der Metronom sagt, er würde damit bewusst gegen Ultras vorgehen – doch wie sollen diese erkannt werden? An ihrem Outfit? An lauten Gesängen? Eine Definition, die einen möglich Rausschmuss rechtfertigen würde, liegt nicht vor. Ob diese neue Planung in der Praxis also umsetzbar ist, darf als mehr als fraglich bezeichnet werden.
Der Metronom hat in der Vergangenheit schon einmal mit einer Hardliner-Aktion für Aufsehen gesorgt: Als eine der ersten Eisenbahngesellschaften hat sie ein generelles Alkoholverbot durchgesetzt. Nicht an einzelnen Tagen, nicht bei Fußballspielen – rund um die Uhr. Das Ziel: Die Züge sollten sauberer werden, Vanalismus sollte der Vergangenheit angehören. Wie gut das geklappt hat, konnte man jetzt sehen.