Nachbetrachtung des „2. Anti-Repressionsspieltages“
Als Erstes möchten wir uns bei allen Teilnehmern, Interessenten und Organisatoren des 2. Anti-Repressionsspieltages ganz herzlich bedanken!
Beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf konnten wir mit zahlreichen Plakaten rund um das Thema Repressionen gegen Fußballfans auf die Thematik aufmerksam machen. Besonders positiv hat sich bemerkbar gemacht, dass auch Stadionbesucher, die man nicht als „szene-nah“ bezeichnen würde, Interesse an den Plakaten gezeigt und uns Fragen gestellt haben.
Wie wir anhand des Titelbildes sehen können, hat der Inhalt unserer Plakate sogar einen „Ordnungshüter“ zum Nachdenken gebracht. Unseren Service der kostenlosen Datenabfrage für Mitglieder haben 134 Personen genutzt! Das hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen.
Nach dem Spiel fanden sich die erfahrenen Strafrechtsanwälte René Lau aus Berlin und Christoph Schmidt aus Wolfenbüttel zu Vorträgen und einer anschließenden Frage-Antwort-Runde am FanHaus ein. Das außerordentlich große Interesse zeigt uns, wie wichtig Euch das Thema ist und spornt uns dazu an, den Anti-Repressionsspieltag in den kommenden Jahren stetig weiterzuentwickeln.
Am Sonntag fand ein Workshop im Fanhaus statt, an dem ca. 50 Fans teilgenommen haben. In fünf Gruppen arbeiteten die Teilnehmer gemeinsam mit den Kursleitern Teilaspekte rund um das Thema Repressionen aus. Etwa alle 30 Minuten rotierten die Gruppen durch, sodass jeder in jedes Tema eintauchen konnte. Zum Abschluss wurden gemeinsam leckere Speisen vom Grill verzehrt.
Warum ist ein Anti-Repressionsspieltag wichtig?
Wenn wir allein die beiden vergangenen Derbys betrachten, wird klar, wie wichtig es ist, mit einem Aktionsspieltag nicht nur auf Polizeigewalt, sondern auch auf Repressionen seitens der Politik aufmerksam zu machen. Ein Paradebeispiel für eine fehlgeleitete Repressionspolitik liefert die Niedersächsische Landesinnenministerin Daniela Behrens (SPD). Mittlerweile betrachten auch die Medien Behrens‘ Vorgehensweise kritisch. So berichtet die Braunschweiger Zeitung am 4. Mai dieses Jahres von den Polizei-Einsatzkosten rund um das letzte Derby. Demnach werden die Einsatzkosten vor, während und nach unserem Auswärtsspiel am 9. März auf knapp 1,25 Millionen Euro beziffert. Das, so die Ministerin, sei ein Rückgang um 500.000 € im Gegensatz zum Heim-Derby.
Man reibt sich verwundert die Augen: Waren 1,2 Millionen vor einem halben Jahr nicht ein Drittel mehr als bei einem normalen Derby ohne Gästefanausschluss?
Wir berichteten im SKE vom 15.12.2024. Die Braunschweiger Zeitung griff die Angelegenheit unter dem Titel „Weniger Fans, höhere Kosten: Braunschweigs bittere Derbybilanz“ am 14. November auf. Nun teilt das Niedersächsische Landesinnenministerium auf eine „Kleine Anfrage“ des Peiner Landtagsabgeordneten Christoph Plett (CDU) mit, die Gesamtkosten für das Heimderby im Oktober vergangenen Jahres hätten 1,73 Millionen Euro betragen. Aus 1,2 Millionen werden plötzlich 1,73 Mio.?
Wie setzen sich die Kosten zusammen?
Hier muss man sehr genau hinsehen: Die reinen Kosten für das Heim-Derby im Oktober 2024 haben gemäß dem Bericht der Braunschweiger Zeitung bei 900.000 € gelegen. Da hinzuzurechnen seien Kosten für den Einsatz in Adenbüttel, die nicht beziffert sind, und – wichtig – die Kosten für die Demos, die sich auf 300.000 € beliefen. Summa summarum: 1,2 Millionen Euro. Wo kommen nun mehr als 500.000 € zusätzlich her?
Besonders interessant ist, dass die Kosten für die Demo – es gab nur eine im Vorfeld unseres Auswärts-Derbys – laut neuestem Artikel nicht in den Gesamtkosten enthalten sind, da die Demos unter das „Recht der Versammlungsfreiheit“ fielen, so das Ministerium. Man kann nicht mehr nachvollziehen, was nun richtig ist. Sind die Demo-Kosten nun mit drin oder nicht? Warum kann das Landesinnenministerium nicht klar kommunizieren?
Es gibt zwei mögliche Gründe für diese verwirrende Darstellung:
- Daniela Behrens hat selbst keinen Überblick und ist völlig überfordert.
- Die für ihren Hang zur Desinformation bekannte Fehlbesetzung an der Spitze des Landesinnenministeriums hofft, dass niemand mehr durchsteigt und nicht weiter nachgefragt wird. Schließlich gäbe es solche massiven Polizeieinsätze ohne den gewaltbereiten Pöbel gar nicht. Also sind die Fußballfans schuld, wie hoch auch immer die Kosten sind.
Die immens gestiegenen – vom Steuerzahler, als uns allen zu tragenden – Kosten sollen uns Fans in die Schuhe geschoben werden. Wir erinnern uns: Wer wollte den Dialog zwischen Landesinnenministerium, Vereinen und Fans? Und wer wollte ihn nicht und setze mit der Brechstange eine völlig ungeeignete Maßnahme durch?
Dies ist nur ein Beispiel dafür, warum es wichtig ist, Stadionbesucher auf Repressionen gegen Fußballfans hinzuweisen. Wir greifen regelmäßig Beispiele rund um das Thema Repressionen gegen Fußballfans im SKE auf.
Dennoch setzen sich viele mit der Thematik nicht auseinander. Uns als BGH geht es darum, einem Schwarz-Weiß-Denken – Polizei und Politik auf der guten und Fußballfans auf der bösen Seite – entgegenzuwirken. Ein Anti-Repressionsspieltag ist eine gute Gelegenheit, Aufmerksamkeit und Sensibilität für dieses Thema zu vermitteln.
Außerdem ist es wichtig, dass jeder Fußballfan seine Rechte kennt und weiß, wie man sich zu verhalten hat, wenn man in Konfliktsituationen mit Polizei und Behörden gerät.
Wenn Ihr Fragen rund um das Thema Repressionen habt, stehen wir Euch natürlich immer gern zur Verfügung – nicht nur am Anti-Repressionsspieltag. Wir natürlich auch in der kommenden Saison und zwischendurch beim Südkurvensommerfest am 26. Juli mit einem eigenen Stand für Euch da.
Eure Blau-Gelbe Hilfe